PSG in D?

Wie so oft im Leben kann Geld diesbezüglich vieles einfacher machen. Die praktischste Vorgehensweise wäre, in die USA zu fliegen, sich in den entsprechenden Läden alle Instrumente genauestens anzuschauen und die Gitarre zu bestellen, die einem am besten gefällt. Möchte man sich den weiten Weg sparen, kann man auch eine in Deutschland gebaute Gitarre kaufen. Diejenigen, die sich diesen finanziellen Aufwand nicht leisten können oder wollen, sind auf gebrauchte Instrumente angewiesen und brauchen vor allem eines: Viel Geduld.

I. Wie finde ich in Deutschland eine gebrauchte Pedal-Steel?

In Deutschland eine Pedal-Steel Gitarre in gutem Zustand zu einem guten Preis zu bekommen – den Stecknadel-Vergleich muss ich hier nicht mehr bemühen. Der Markt ist nicht sehr gross in Deutschland, aber stetig, und die wertvollste Ressource für die Suche nach der Gitarre benutzt Du gerade – das Internet. Zum einen gibt es diese Seite hier, auf der ich entsprechende Nachrichten hinterlassen werde, wenn ich von zu verkaufenden Instrumenten erfahre. Zum anderen lohnt es sich, hin und wieder bei Suchmaschinen wie Google nach Namen von Steel Gitarren-Herstellen auf deutschsprachigen Seiten zu suchen. Man gelangt von dort aus manchmal auf sehr abgelegene websites von z.B. kleinen Musikläden, die Pedal-Steels in Kommission genommen haben u.ä.

II.Worauf muss ich achten?

Hat man aber nun ein interessantes Instrument lokalisiert, stellt sich die Frage, worauf man beim Kauf achten muss. Das wichigste bei Instrumenten sind natürlich Klang und Bespielbarkeit, doch bei einem so kleinen Markt würde ich – vor allem bei Anfängern – zumindest die erste Kategorie zunächst vernachlässigen. Hat man ein Instrument gefunden, kommt man eigentlich nicht umhin, es selber in Augenschein zu nehmen und ggf. abzuholen – am besten zusammen mit jemand, der sich in der Materie auskennt.

Wie ist der Gesamteindruck? Die Gitarre sollte nicht älter als 20 Jahre sein, ohne mindestens einmal Generalüberholt worden zu sein. Setze Dich hinter das Instrument. Ist es zu klein/zu gross? Ist das der Fall, informiere Dich beim Hersteller, ob er längere/kürzere Beine als Ersatzteil anbietet, bzw. rechne die Kosten dazu, um sich von einem Maschinisten die Beine und Pedalstangen anfertigen zu lassen. Das ist zwar umständlich, sollte aber kein Hinderungsgrund für den Kauf sein, wenn die Gitarre ansonsten Deinen Vorstellungen entspricht. Es gibt in den USA auch mehrere kleiner Shops, die Ersatzteile („spare parts“) für nicht mehr produzierte Gitarren herstellen. Betätige die Kniehebel und Pedale und spiele die jeweiligen Saiten – Hat der Pedal/Hebelweg ein deutliches Ende, oder ist die Mechanik eher schwammig? Hier ist Vorsicht geboten. Es kann sein, dass das Problem mit einer neuen Einstellung behoben ist, es ist aber auch Möglich, das die gesamte Mechanik unbrauchbar ist. Haben die Hebel/Pedale Spiel, bevor die Tonhöhe der Saiten verändert wird? Dann müsste die Mechanik neu eingestellt werden. Nach einer intensiven Beschäftigung mit dem Instrument und einem Sinn für mechanische Zusammenhänge kann man dies in den meisten Fällen auch selber machen. Lediglich bei Emmons-Gitarren mit push-pull-Changer (vor 1980) und Instrumenten von Zane Beck (Z.B. Custom) ist dies mit Vorsicht zu geniessen, da beide Modelle mechanisch sehr kompliziert gebaut sind. Zudem ist ein gewisses Spiel bei push/pull-Gitarren konstruktionsbedingt und kann nicht völlig eliminiert werden.

Schliesse die Gitarre an einen Verstärker an. Brummt es? Mikrofoniert der pickup? Werden die Geräusche der Mechanik übertragen? Das ist zwar ärgerlich, aber (in den meisten Fällen) zu beheben.

III. Der Klang.

Noch ein Wort zum Klang. Da dies das subjektivste aller Kriterien ist, sind Ratschläge schwierig zu geben. Manche hören Klangunterschiede bei zwei gleichen Modellen mit aufeinanderfolgenden Seriennummern, andere hingegen nehmen zwischen einer Emmons und einer MSA überhaupt keinen Unterschied war. Aber wenn der Klang für Dich als Anfänger von prominenter Bedeutung ist, solltest Du wissen, auf welchen Instrumenten die Musiker spielen, deren Ton Dich besonders anspricht. Magst Du den Klang von Buddy Emmons sehr, dann wirst Du es mit einer MSA schwer haben, diesem höhenreichen Klangideal nahe zu kommen, da MSAs von Natur aus einen eher tieferen, untere-Mitten betonenden Sound haben – Andererseits gibt es von den beliebtesten Pickup-Herstellen (z.B. Bill Lawrence) oft Ersatzpickups, mit denen sich andere Sounds realisieren lassen. Daher empfehle ich, der mechanischen Qualität mehr Bedeutung beizumessen als der klanglichen. Und mal ganz abgesehen davon: Der Klang entsteht m. E. zu 80% mit den Händen des Musikers. Es ist immer wieder erstaunlich, dass grossartige Musiker eigentlich immer an ihrem Klang erkennbar sind, unabhängig vom verwendeten Instrument.

IV. Was ist ein guter Preis?

Pedal-Steel Gitarren werden von kleinen Unternehmen grösstenteils in Handarbeit hergestellt und sind demnach per se teurer als eine koreanische E-Gitarre vom Fliessband. Eine neue D-10 eines amerikanischen Herstellers gibt es selten unter 1900 $, dazu kommen noch die Kosten für Transport und Steuern, bis man eine neue Pedal-Steel endlich im Wohnzimmer hat. Eine gebrauchte D-10 in gutem Zustand findet man hierzulande selten unter 2500 EUR, S-10-Modelle selten unter 1300 EUR. Es empfiehlt sich, öfter bei buy & sell im Steelguitarforum vorbeizuschauen und zu verfolgen, für wieviel Geld gebrauchte Gitarren dort gehandelt werden. Ist man unsicher oder in Eile, kann man dort auch einfach Fragen, ob die angebotene Gitarre (für amerikanische Verhältnisse) zu teuer ist oder nicht; ggf. sollte man sich auch nicht scheuen, nach bekannten Schwächen bestimmter Modell zufragen.

V. Alternativen.

Zum Gebrauchtkauf gibt es noch zwei Alternativen:

1. Der Kauf einer gebrauchten Gitarre aus den USA.
Wenn man ein bischen Papierkram nicht scheut, dann stellt der Gebrauchtkauf einer Gitarre aus den USA durchaus eine Alternative dar, bei der man sogar einiges an Geld sparen kann. Ein Beispiel: Der Hersteller MSA hatte lange Jahre die insgesamt höchsten Verkaufszahlen, was zur Folge hat, das heute viele MSAs auf dem Gebrauchtmarkt zu finden sind, was wiederum den Preis drückt. Man kann häufig eine D-10 MSA in gutem Zustand für um die 1000 $ in den USA finden. Rechnet man noch 26% Zoll und Steuern ein, kann man auf einen Preis von um die 1600 EUR kommen, allerdings ohne Transportkosten. Selbst wenn man die Gitarre vorher noch von einem Profi checken und neu einstellen lässt, wird man zumeist unter 2000 EUR bleiben. MSAs haben darüberhinaus den Ruf, mechanisch äusserst stabil und zuverlässig zu sein, was sich allerdings auch im Gewicht niederschlägt.

2. Der Kauf eines sogenannten „Student“-Modells.
Student-Modelle gab es in der Geschichte der Pedal-Steel einige, zu empfehlen sind die wenigsten. Um Kosten zu sparen, mussten qualitative Einschränkungen bei der Produktion gemacht werden, was für ein mechanisch komplexes Instrument keine gute Idee sein kann. Bei den meisten Modellen wurde das Fretboard auf den Korpus montiert anstatt auf einen Hals, es gab nur einen Kniehebel und die Changer waren so einfach gebaut, dass sich die Stimmungen nicht verändern liessen. Das verbreitetste Modell ist die Sho-Bud Maverick, die in der letzten Zeit bei ebay zu oft aberwitzig hohen Preisen versteigert wurde, und die ich aufgrund ihrer mechanischen Beschränkungen (z.B. nur einen Kniehebel) nicht empfehlen kann. Es sei denn, man findet ein gut erhaltenes Exemplar zu einem guten Preis und möchte die Pedal-Steel nur hin und wieder als Effekt einsetzen. Für diese Zwecke war und ist sie gut geeignet. Auch bei dem Student-Modell von MSA, der „Red Baron“, ist Vorsicht geboten. Diese Gitarre geniesst einen noch schlechteren Ruf als die Maverick.

Zumsteel stellte ein Anfänger-Modell namens „Stage one“ her, das viele Fans hatte und derzeit in Lizenz von einem amerikanische Unternehmen produziert wird. Jan Visser importiert sie nach Europa (Promota Music Sales) Vor einigen Jahren kam einer der seinerzeit prominentesten PSG-Hersteller – Carter – mit der „Carter Starter“ auf den Markt, die gute Kritiken bekam. Als erstes Anfänger-Modell hatte sie 4 Kniehebel (heutzutage das absolute Minimum) und wurde zu einem damals unschlagbaren Preis angeboten. Natürlich ist diese Gitarre nicht mit professionellen Pedal-Steels zu vergleichen, aber sie bietet 2 Vorteile: Sie ist billig und sie ist ein vollwertiges Instrument (allerdings mit dem Nachteil, dass sich die Stimmung nicht verändern lässt, was aber für die ersten Jahre zumeist auch nicht notwendig ist.)
Ein weiteres Anfänger-Modell stammt von der texanischen Firma GFI und kostet umgerechnet 1200 EUR.

Seit März 2005 gibt es nun auch eine deutsche Firma, die Student-Modelle herstellt, und es scheint sich bei der „WBS Student“ um nichts weniger als eine Sensation zu handeln: Für nur 1200.- EUR gibt es eine S-10 3×4 mit veränderbarem Setup, Holzhals, höhenverstellbaren Beinen und Softcase mit Rollen. Diese Steel scheint eher ein „Economy-Modell“ zu sein als ein Anfänger-Instrument. Sollte jemand Erfahrungen damit haben, würde ich mich über einen Erfahrungsbericht sehr freuen. Für nähere Infos bitte Wolfgang selber kontaktieren.
Hersteller in Deutschland

Zur Zeit sind mir in Deutschland drei Hersteller von Pedal-Steel Gitarren bekannt. Zum einen gibt es die Firma WBS von Wolfgang Bednarz; seine Instrumente geniessen einen ausgezeichneten Ruf. Eine eigene homepage gibt es unter www.wbssteelguitars.com. Über seinen Steelshop ist auch Zubehör und Lehrmaterial zu beziehen. Kontakt:
WBS STEELGUITARS
c/o Wolfgang Bednarz Bürgermeisterstrasse 4
97848 Rechtenbach
Tel. 09352/7825
e- mail: wbsteel@t-online.de
wbssteelguitars.com

Jagiella Steel Guitars wurden von Andreas Jagiella in Süddeutschland gebaut, er scsheint aber nicht mehr aktiv zu sein.

Desweiteren gibt es noch die Firma ABM, deren Gitarren man recht häufig auf dem Gebrauchtmarkt finden kann, leider auch aus gutem Grund. Sie gehören qualitativ eher zur untersten Klasse.

© M. Abend 2000 – 2016. Dieser Text steht unter cc-by-nc-sa.

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