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pedalsteel.wordpress.com ist eine website, die sich seit 2001 der Pedal-Steel im allgemeinen und der Szene in Deutschland im besonderen annimmt. Sie ist zum einen gedacht für Leute, die sich für dieses Instrument interessieren bzw. sich eine Gitarre kaufen möchten, aber noch unsicher sind. Zum anderen gibt es hier die Möglichkeit, gebrauchte Instrumente zu finden oder kostenlos zu inserieren.
Bei Fragen, Anregungen, Berichtigungen oder für Inserate (gerne mit Bild) bitte eine mail an mich, Martin Abend
Einführung
Beginnt man, sich mit der Pedal-Steel auseinanderzusetzen, ist man schnell verwirrt ob der Komplexität des Instruments. Hier ein kleiner Ratgeber, der ein wenig Licht in’s Dunkel bringen soll, jedoch eine eigene Beschäftigung mit dem Thema nicht ersetzen kann. Auch in diesem Falle heißt das Zauberwort: Ausprobieren!
Die Pedal-Steel Gitarre entwickelte sich als doppelhälsiges Instrument. Dies lag hauptsächlich am Changer, der in den Anfangstagen nur ein bis zweifache Tonhöhenänderungen (double raise/double lower) leisten konnte, da die mechanische Entwicklung hier noch in den Kinderschuhen steckte. Mittlerweile gibt es Changer, die mechanisch gesehen eine unendliche Anzahl Tonhöhenänderungen leisten können und bei denen fünffache Erhöhungen/Senkungen problemlos funktionieren, wie z.B. von der Firma Excel. Diese Technik erlaubt es, alle Standard-changes eines doppelhälsigen Instrumentes auf nur einem 12-Saitigen zu realisieren. Trotzdem ist – warum auch immer – die „double ten“ der Industriestandart geblieben.
Der typische Nashville-Sound wird auf dem E9-Hals, dem vom Musiker aus gesehen oberen Hals einer D(oppelhals)10-Gitarre erzeugt. Viele Pedal-Steeler nutzen fast ausschließlich diesen Hals und haben oftmals noch nicht einmal Saiten auf dem (hinteren), zumeist C6 gestimmten Hals. Nahezu alle Hersteller bieten auch – machmal „loafer“ genannte – einhälsige Gitarren auf für zwei Hälse ausgelegte Bodys an, bei denen der hintere Teil mit einer Armablage ausgestattet ist. Am bekanntesten dürfte das Lloyd Green-Modell (LDG) der Firma Sho-Bud sein.
Ein weiteres Standard-Modell ist auch die einhälsige Gitarre, S-10 genannt, mit eben diesem E9-neck. Viele Pedal-Steeler geben diesem Modell den Vorzug, da es zum einen leichter und preisgünstiger ist, zum anderen aber auch ein anderes Spielgefühl bietet. Man kann näher am Instrument sitzen, die Pedale sind näher und die Hände haben mehr Platz, da kein weiterer Hals sie behindert. Single-neck Modelle in der C6-Stimmung sind sehr selten – aus o.g. Gründen. Diese Stimmung wird hauptsächlich für Western Swing benutzt; ist aber auch für Blues und Rock brauchbar.
Das dritte Standard-Modell, das vor allem in den letzten Jahren einen großen Zulauf gefunden hat, ist die bereits Anfangs erwähnte S-12 U(niversal)Gitarre. Sie hat nur einen Hals in der Bb-Stimmung und standardmäßig sieben Pedale und fünf Kniehebel. Auf ihr lassen sich alle E9-changes und nahezu sämtliche changes des C6-Halses – und noch einige andere mehr – ausführen. Maurice Anderson, einer der Pioniere dieser Stimmung, hat einen sehr interessanten Essay über die Möglichkeiten dieses tunings geschrieben. Erstaunlicherweise scheinen Pedal-Steeler hierzulande sehr konservativ zu sein, was die Modell-Wahl betrifft. So habe ich in Deutschland bislang nur eine einzige S-12 U auf dem Gebrauchtmarkt gesehen, und ich kenne niemanden, der eine spielt, was mich sehr verwundert. Mal abgesehen davon, das sich das Standard-E9-Lehrmaterial zumeist ohne weiteres auf einer S-12 U spielen lässt, da die ersten 8 Saiten die gleiche Stimmung haben, so gibt es auch schon lange exklusives Lehrmaterial für das Universal-tuning; z.B. von Jeff Newman. Ich möchte jedem Anfänger raten, die S-12 U als wirkliche Alternative zur D-10 in seine Überlegungen mit einzubeziehen und sich ausführlich mit den enormen Möglichkeiten dieses tunings auseinanderzusetzen – es kann sich lohnen.
Neben diesen drei Standard-Modellen gibt es noch eine ganze Menge Exoten, die manchmal in den USA auf dem Gebrauchtmarkt auftauchen. Sierra z.B. hat einige S-14 Gitarren hergestellt, auch 15-saitige habe ich schon gefunden. Weniger selten ist das D-12-Modell von MSA, das wohl vom Gewicht her die absolute Spitze darstellen dürfte. Eigentlich kann man nicht unbedingt etwas gegen diese Sonderformen sagen. Die meisten Pedal-Steeler versuchen, ihrer Art des Spielens durch leicht veränderte tunings oder exotische changes eine Besonderheit zu geben. Mehr Saiten als der Durchschnitt zu haben, kann zum experimentieren mit neuen und erweiterten tunings einladen. Und es gibt kein Gesetz, das es verbietet, von einer S-14 vier Saiten zu entfernen, wenn man nur mit 10 spielen möchte…
Zubehör
Neben obligatorischem Zubehör wie Steelbars und Fingerpicks gibt es auch noch eine ganze Menge anderer Gimmicks, mit denen man seinen Sound verändern kann. Es ist nicht immer ganz einfach, hierzulande an solche Dinge zu kommen, aber es geht.
Volumen-Pedale
Volumen-Pedale gehören mittlerweile zur Pedal-Steel wie die Fingerpicks, denn nur so lässt sich der charakteristische „sweeping“-sound erzeugen. Die meisten Pedal-Steeler spielen Volumen-Pedale der Firmen Goodrich oder Hilton, wobei beide auch aktive Pedale anbieten, die photomechanisch arbeiten. Sie sollen weitestgehend störungsfrei arbeiten (keine kratzenden Potis) und soundmässig völlig neutral sein, kosten aber auch dementsprechend viel. Beide Hersteller haben – sie ahnen es – keinen europäischen Vertrieb. Darüber hinaus stellen viele Pedal-Steel-Gitarren Hersteller ihre eigenen Pedale her. Man kann natürlich auch Pedale anderer Hersteller benutzen, wobei auf einen gleichmässigen Anstieg der Lautstärke zu achten ist. Ernie-Ball-Pedale z.B. erhöhen die Lautstärke auf dem letzten Viertel des Regelweges um mindestens ein Drittel. Daran kann man sich gewöhnen, aber es geht eben auch anders.
Saiten
Saiten für Pedal-Steels sind in Deutschland selten in einem Geschäft zu bekommen. Da aber die Firma ghs ebenfalls Sets herstellt, kann sie theoretisch fast jeder Musikhändler bestellen – falls er Lust dazu hat. Das lässt er sich dann aber auch oft gut bezahlen. Man kann sich auch Jagwire-Saiten vom Steelguitarforum bestellen, die nur 10 US$ pro Set kosten (auch für Besteller aus Europa!) und qualitativ sicherlich zu den Besten gehören. In Wolfgang Bednarz‘ Steelguitarshop bekommt man den Satz allerdings schon für 8 EUR.
Fingerpicks
Sollte eigentlich jedes gut sortierte Musikgeschäft führen; notfalls kann man sie auch bei Musik Produktiv in Ibbenbüren bestellen. Allerdings sollte man schon ein paar ausprobieren, weil das Tragen dieser picks auch nach langjähriger Gewöhnung für viele Menschen eher unangenehm ist. Es ist im übrigen darauf zu achten, als Daumen-pick kein Metall-Modell zu verwenden, da es zu viele störende Geräusche auf den tieferen Saiten produziert. Was nicht heissen soll, dass man damit nicht spielen kann. Sie wissen schon: Wenn’s Ihnen gefällt, tun Sie’s.
Steelbars
Steelbars gibt es in vielen verschiedenen Grössen, Längen, Gewichten und Materialien. Ich habe von einigen Musikern gehört und es auch bei mir selber erfahren, dass man erst mit der Zeit merkt, welche Steelbar die richtige für einen ist. Eine „Standard“-Steelbar ist aus stainless steel und 7/8″ breit und 3 1/8″ bis 3 1/4″ lang, darüber hinaus gibt es noch spezial-Steelbars, die den Sound einer Sitar oder eines Banjos imitieren. Sehr beliebt sind die Steelbars von bjs und John Pearse.
Verstärkung
Mit der Pedal-Steel alleine ist es nicht getan, denn man will ja auch hören, was man spielt. Hier gibt es je nach Anwendungsbereich die verschiedensten Lösungen.
Es gibt einige Firmen, die Amps speziell für Pedal-Steel Gitarren herstellen. In den USA am meisten verbreitet sind sicherlich die Transistor-amps der „Nashville“ Serie von Peavey. Der dort meistverkaufteste Verstärker ist der Nashville 400, dessen Produktion seit längerem eingestellt ist. Er ist in den USA häufig auf dem Gebrauchtmarkt zu finden und kostet dort um die 400 USD. Peavey bietet auch eine sogenannte „LeMay-Modifikation“ für diesen amp an, die dessen Wiedergabequalitäten verbessern soll. Abgelöst wurde der 400 durch den Nashville 1000, der wiederum im Nashville 112 eine Ergänzung gefunden hat. Erstmalig wurde mit dem 112 ein spezieller PSG-Verstärker von Peavey auch in Deutschland vertrieben. Neben Peavey bieten auch die Firmen Webb, Walker und Evans spezielle Steel-amps an, die mit Ausnahme von Evans, welche von Wolfgang Bednarz‘ Steelguitarshop importiert werden, allerdings auch keinen Europa-Vertrieb haben. Auch Fender hatte in seiner „Custom Shop“-Reihe einen Pedal-Steel amp, der preislich allerdings ein gutes Stück jenseits der 2500.- EUR-Grenze lag. Leider ist der Fender Steel King nicht mehr im Programm, er wurde von vielen Steelern wie z.B. Buddy Emmons überschwenglich gelobt.
Doch brauchen Pedal-Steel-Gitarren nicht unbedingt spezielle amps. Viele Musiker in den USA und auch in Europa benutzen z.B. alte Fender Twins (Buddy Emmons hat dies in den 70gern ebenfalls getan) oder Racksysteme mit starken Röhren-Endstufen von z.B. VHT oder Mesa-Boogie und Gitarren –(Multieffekt)preamps von u.a. Peavey oder Mesa-Boogie.
Viele Musiker, die hauptsächlich cleane Sounds benötigen, experimentieren auch mit Bassverstärkern. Das macht durchaus Sinn, da diese amps für eine ausgesprochen cleane Wiedergabe gebaut wurden und viele Pedalsteeler die Bass-Regler ihrer amps grundsätzlich auf „10“ drehen , um die Gitarren nicht allzu dünn klingen zu lassen. Buddy Emmons soll einmal gesagt haben, dass dies das erste sei, was er bei Verstärkern macht – den Bass-Regler bis zum Anschlag nach rechts drehen und die restlichen Regler nach Geschmack benutzen. Wobei es natürlich auch hier völlig konträre Ansichten gibt. Von der Firma Hartke gibt es relativ preiswerte Bassverstärker, die bei einigen Profis in den USA Verwendung finden. Auch Preamps der Hersteller Furman und Demeter sind sehr geschätzt.
Bei den Lautsprechen sind sich die meisten Steeler einig: Ein 15-Zöller sollte es schon sein. Peavey baute in seine Nashville-amps 15″ Black Widow shallow-basket speaker ein, die auch nur noch zu diesem Zweck hergestellt werden (Der Nashville 112 ist mit einem 12″-speaker bestückt). Auch JBL’s sind sehr beliebt. Für Fragen bezüglich spezieller speaker empfiehlt sich eine Suche in der „electronics“-Abteilung des Steelguitarforums. Allerdings kann man auch mit 12-Zöllern exzellente Ergebnisse erzielen und es gibt nicht wenige, die (mehrere) 10″ Bass-speaker benutzen und damit äusserst zufrieden sind.
Generell muss man natürlich sagen, dass es so viele Geschmäcker wie Gitarristen gibt – und dass man eigentlich nicht umhin kommt, die jeweiligen amps mit seiner eigenen Gitarre zu testen. Man sollte sich zunächst auch darüber im Klaren sein, welche Zwecke der Verstärker erfüllen soll. Soll es ein reiner Übungsamp sein, oder soll er auch gegen ein Schlagzeug bestehen können? Wird er vielleicht auch mal bei Auftritten eingesetzt?
Möchte man sich lediglich beim üben selbst hören, so kommt es meist nicht auf die Klangqualität an und es reichen wenige Watt. Für Bandproben sollte ein Röhrenverstärker schon 50 Watt leisten, bei Transistoramps würde man mit 80 Watt hinkommen. Bei Konzerten reichen diese Verstärker ebenfalls aus, wenn die Möglichkeit besteht, sie mit dem Mikrofon über die P.A. abzunehmen. Ist dies nicht der Fall, sind den Wattzahlen nach oben keine Grenzen gesetzt.
Manche Händler gestatten einem auch, den gewünschten amp über’s Wochenende mit nach Hause zu nehmen, man sollte in jedem Falle danach fragen, denn ein amp, der im Laden gut klingt, kann im Bandkontext völlig unbrauchbar sein. Ich persönlich habe z.B. mit dem Tech 21 Trademark 60 sehr gute Erfahrungen gemacht. Für grössere Konzerte ist er eigentlich zu leise, aber man kann ihn in diesem Fall gut mit einem SM-57 abmiken und erzielt einen sehr variablen und – wenn gewünscht – ausgewogenen Sound. Viele Jahre habe ich einen Fender HodRod Deluxe benutzt, der wirklich grossartig mit meiner Sierra klang, allerdings leider viel zuwenig headroom hatte. Der pickup der Sierra ist sehr stark, so dass der amp schnell verzerrt, aber auch dieses Problem ist mit einem SM-57-Mikrofon schnell behoben.
Dies sind natürlich alles nur Hinweise, die ich von verschieden Leuten gesammelt habe. Wenn Dir ein amp gefällt, der eigentlich für Dudelsäcke gebaut wurde, gibt es nichts, was dagegen spricht, ihn auch für die Pedal-Steel zu benutzen.
© M. Abend 2000 – 2016. Dieser Text steht unter cc-by-nc-sa.